Stoßwellentherapie

Die Stoßwellentherapie (auch extrakorporale Stoßwellentherapie, kurz ESWT) ist eine nicht-invasive Behandlungsmethode, die häufig bei chronischen Schmerzen und Bewegungsstörungen angewendet wird. Sie basiert auf der Anwendung von akustischen Wellen (Stoßwellen), die auf das betroffene Gewebe gerichtet werden, um Schmerzen zu lindern, die Heilung zu fördern und Verklebungen oder Verspannungen zu lösen.

Funktionsweise der Stoßwellentherapie

Bei der Stoßwellentherapie werden hochenergetische akustische Wellen auf das betroffene Gewebe gerichtet. Diese Stoßwellen erzeugen mechanische Impulse, die verschiedene physiologische Effekte im Körper hervorrufen können:

  1. Schmerzlinderung: Stoßwellen regen die Durchblutung und den Stoffwechsel an, was zur Senkung von Schmerzempfindungen führen kann. Es wird angenommen, dass durch die Behandlung Schmerzbotschafter (sogenannte Prostaglandine) neutralisiert werden.
  2. Stimulation der Heilung: Die Stoßwellen fördern die Regeneration von Gewebe, indem sie Zellaktivitäten wie die Produktion von Kollagen und die Wundheilung anregen. Sie können auch Verkalkungen (z. B. bei Tendinitis oder Sehnenentzündungen) aufbrechen und den Heilungsprozess beschleunigen.
  3. Förderung der Durchblutung: Durch die Impulse werden Blutgerinnung und Blutkreislauf in dem betroffenen Bereich angeregt, was zu einer besseren Sauerstoffversorgung des Gewebes führt und die Heilung fördert.
  4. Verklebungen lösen: Die Stoßwellen lösen Verklebungen und Verhärtungen im Bindegewebe und in den Sehnen, was insbesondere bei Muskelverspannungen oder Sehnenentzündungen hilfreich ist.

Anwendungsgebiete der Stoßwellentherapie

Die Stoßwellentherapie wird in verschiedenen medizinischen und therapeutischen Bereichen eingesetzt, insbesondere bei der Behandlung von chronischen Schmerzen, Sehnen- und Muskelproblemen und Verletzungen. Zu den häufigsten Anwendungsgebieten gehören:

  1. Sehnenentzündungen und -erkrankungen:
    • Achillessehnenentzündung (Achillodynie): Eine der häufigsten Anwendungen der Stoßwellentherapie ist die Behandlung von Achillessehnenentzündungen, die bei Sportlern häufig auftreten.
    • Tennisarm (Epicondylitis lateralis): Bei Sehnenentzündungen im Ellenbogen kann die Stoßwellentherapie helfen, die Schmerzen zu lindern und die Heilung zu fördern.
    • Schulterprobleme (z.B. Kalkschulter, Bursitis): Die Therapie kann helfen, Schleimbeutelentzündungen und Kalkablagerungen in der Schulter zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern.
  2. Faszien- und Muskelverspannungen:
    • Muskelverspannungen und Triggerpunkte: Die Stoßwellentherapie wird häufig bei chronischen Muskelverspannungen eingesetzt, um den Blutfluss zu verbessern und die Spannung zu lösen.
  3. Plantarfasziitis (Fersensporn):
    • Die Behandlung von Fersenschmerzen (meist durch Plantarfasziitis oder Fersensporn) ist ein weiteres häufiges Anwendungsgebiet. Die Stoßwellen können die Faszie und die Sehnenstruktur im Fuß regenerieren.
  4. Verkalkungen und Verklebungen:
    • Die Stoßwellentherapie wird verwendet, um Verkalkungen in Sehnen oder Gelenken zu lösen, die oft zu Bewegungseinschränkungen und Schmerzen führen.
  5. Wundheilung und Knochenheilung:
    • In einigen Fällen wird die Stoßwellentherapie auch eingesetzt, um den Heilungsprozess bei Frakturen (z.B. nach einem Knochenbruch) zu unterstützen und die Wundheilung zu fördern.

Ablauf der Stoßwellentherapie

  1. Vorbereitung: Zu Beginn der Behandlung wird das betroffene Körperareal lokalisiert, oft durch Palpation oder bildgebende Verfahren. Der Patient liegt auf einer Liege, und das entsprechende Areal wird mit Gel (ähnlich wie bei Ultraschalluntersuchungen) bedeckt, um eine optimale Übertragung der Stoßwellen zu ermöglichen.
  2. Anwendung der Stoßwellen: Der Stoßwellengenerator wird auf die Haut aufgesetzt, und die Stoßwellen werden in das betroffene Gewebe geleitet. Diese Wellen bestehen aus kurzen, hochenergetischen Impulsen, die je nach Stärke und Intensität unterschiedliche physiologische Reaktionen im Körper hervorrufen.
  3. Dauer der Behandlung: Eine typische Behandlung dauert etwa 10 bis 20 Minuten. In der Regel werden 3 bis 5 Sitzungen im Abstand von einer Woche empfohlen, je nach Krankheitsbild.
  4. Nach der Behandlung: In der Regel kann der Patient nach der Behandlung sofort wieder seinen normalen Aktivitäten nachgehen, auch wenn leichte Reizungen oder Schmerzen an der behandelten Stelle auftreten können. Diese verschwinden normalerweise innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen.

Vorteile der Stoßwellentherapie

  1. Nicht-invasiv: Die Stoßwellentherapie ist eine schonende, nicht-invasive Behandlung, die keine Operation oder Injektionen erfordert.
  2. Schmerzlinderung: Sie kann Schmerzen in relativ kurzer Zeit lindern und die Beweglichkeit der Gelenke oder Muskeln verbessern.
  3. Förderung der Heilung: Sie regt die Geweberegeneration an und kann die Heilung von Verletzungen, Sehnenentzündungen und Muskelverspannungen beschleunigen.
  4. Kein Medikamenteneinsatz: Da keine Medikamente verwendet werden, ist sie auch eine gute Option für Patienten, die empfindlich auf Medikamente reagieren oder langfristige Arzneimittelbehandlungen vermeiden möchten.

Risiken und Nebenwirkungen

Obwohl die Stoßwellentherapie im Allgemeinen als sicher gilt, können gelegentlich Nebenwirkungen auftreten:

  • Schmerzen: Nach der Behandlung kann es zu leichten Schmerzen oder Reizungen im behandelten Bereich kommen, die jedoch in der Regel innerhalb von ein bis zwei Tagen abklingen.
  • Hämatome: Gelegentlich kann es zu kleinen Blutergüssen kommen, insbesondere bei sehr intensiven Behandlungen.
  • Rötungen oder Schwellungen: In manchen Fällen können die behandelten Stellen für kurze Zeit gerötet oder geschwollen sein.
  • Nicht empfohlen bei bestimmten Erkrankungen: Personen mit Schwangerschaft, Krebs, Infektionen, Blutgerinnungsstörungen oder Herzschrittmachern sollten die Therapie meiden oder vorher ihren Arzt konsultieren.

Fazit

Die Stoßwellentherapie ist eine effektive und nicht-invasive Methode zur Behandlung von chronischen Schmerzen, Sehnenentzündungen, Muskelverspannungen und anderen orthopädischen Beschwerden. Sie kann den Heilungsprozess fördern, Schmerzen lindern und die Beweglichkeit der betroffenen Körperbereiche verbessern. In der Regel ist sie gut verträglich und stellt eine wertvolle Behandlungsoption dar, insbesondere für Patienten, die konservative Therapien bevorzugen oder bei denen medikamentöse Behandlungen nicht ausreichend wirken. Wie bei jeder Therapie sollte eine genaue Diagnose und ärztliche Abklärung erfolgen, um die beste Behandlungsstrategie zu wählen. Es handelt sich hierbei um eine sogenannte individuelle Gesundheitsleistung (IGeL), viele private Krankenversicherungen übernehmen diese Therapie jedoch.